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Montag, 16. Juli 2018

Der Mann aus Chicago / Der gnadenlose Vollstrecker (1975)


INHALT:

Serva hat einst mit Jeff, den Mann aus Chicago, viele krumme Dinger gedreht. Eines Tages bekommt er die Nachricht das seine Frau im Krankehaus ist und sein Sohn geboren wird. Der Zustand seiner Frau ist allerdings sehr schlecht. Der Arzt hat wenig Hoffnung...entweder mit geringer Chance seine Frau oder mit großer Chance sein Sohn - eine Person könnte gerettet werden. Er entscheidet sich für die Rettung seines Sohnes... 10 Jahre später, unter anderen Namen und anständiger Arbeit, entscheidet Servas Mitarbeiter und Freund Gino seinen Sohn Oliver zu entführen. Seine Truppe besteht aus Gaunern und Gangstern...auch Jeff. Dieser weiß nichts von Servas neuer Identität und das das entführte Kind sein Sohn ist. Die Gangster flüchten in ein altes Haus am Meer und fordern Lösegeld von Serva. Jeff freundet sich inzwischen mit Oliver an und beide werden Freunde. Serva ist mittlerweile mittels Privatdetektiv den Gangstern auf der Spur. Kurz bevor die Gangster abreisen wollen zeigt Oliver seinen neuen Freund Jeff ein Foto seines Vaters... und Jeff begreift erst jetzt was er angerichtet hat!

 

CAST:

Jess Hahn - Jeff

Ilker Inanoglu - Oliver

Jean-Marie Pallardy - Serva

Jean Luisi - Gino

Gordon Mitchell - Michael, einer von Ginos Leuten

Filiz Akin - Elisabeth

 

Regie: Jean-Marie Pallardy

Musik: (je nach Fassung) Ennio Morricone, Bruno Nicolai, Stelvio Cipriani

 

 

REVIEW:

Jean-Marie Pallardy, Drehbuchautor, Regisseur, Schauspieler und Franzose. Garantie für Schmuddel und Trash! Normalerweise... Ich weiß nicht warum und wieso er diesen Film gedreht hat, aber irgendetwas schien diesmal anders zu sein. Eine Erleuchtung oder ähnliches. Anders kann ich mir dieses Schaffen des Alleskönners nicht erklären, der sonst eher für Trash bekannt war. Ich muss sagen: Pallardy hat "seine Schauspieler"! Grundsätzlich drehte er Filme mit Jean Luisi, Jacques Insermini oder Georges Guéret - meist waren das Schmuddelkomödien oder sogar einige Hardcore Filmchen. Ab und an (wahrscheinlich wenn mal genug Kohle da war) drehte er auch mit Jess Hahn und Gordon Mitchell. Luisi, Insermini, Hahn, Michtell und natürlich Pallardy bilden die französisch - italienische Grundlage dieses Filmes. Hinzu kommen noch durch die türkische Co-Produktion der damals sehr beliebte Kinderdarsteller Ilker Inanoglu und die türkische Schönheit Filiz Akin. In Nebenrollen sieht man die üblichen Verdächtigen der Türken die grundsätzlich in jeden Film auf die Schnauze bekommen. Damit hätten wir die Darsteller abgearbeitet.

 

 

 

Wie schon erwähnt ist hier Pallardy für Regie und Drehbuch verantwortlich. Die Musik ist ein sehr interessantes Thema! Die deutsche Fassung hat ihr eigenes Gedudel und man wagte es sogar Morricone aus den Credits rauszuschneiden, der hier aber nur mit Archivmusik am Start war. Frankreich bereicherte den Film dann schließlich noch mit Bruno Nicolai sein Meisterwerk Il prezzo del potere aus dem Gleichnamigen Film mit Giuliano Gemma (bei uns Blutiges Blei). Auch Cipriani darf man an einer Stelle hören! Die türkische Version unterscheidet sich aber nochmals von der französischen und der deutschen Fassung und hat teils den Französischen und teils einen eigenen Soundtrack. Generell gefällt mir die französische Fassung am Besten. 

 

 


Der Film war international gesehen nicht so erfolgreich, dennoch ist es Pallardys bester und erfolgreichster Film (nach eigener Aussage). In Frankreich kam er also offenbar ganz gut an. Die deutschen wurden dann erst Ende 1984 auf die Französisch-Türkisch-Italienische Produktion aufmerksam. Die Zeit rannte offenbar, man synchronisierte den kompletten Streifen in nur zwei Tagen für das Fernsehen. Ende März 1985 war es dann soweit und RTL-Plus zeigte den Film erstmals unter dem Titel "Der Mann aus Chicago". Jahre später wurde er dann von Geiselgasteig auf VHS veröffentlicht. Bislang leider die einzige Veröffentlichung des Filmes auf Deutsch. Auch die Türkei hat es hier schwer. Im TV Ewigkeiten nicht gelaufen und auch dort leider kaum noch zugänglich. Die bekannteste türkische Fassung dürfte eine deutsche sein! Ezber Video aus Hannover veröffentlichte den Film dann hier in der türkischen Kinofassung für die hier lebenden Türken. Türkische Kinofassung ist hier aber wörtlich zu nehmen, denn offenbar hat die Türkische Fassung ganz andere Szenen und auch Alternative Einstellungen! Die Türken bieten hier aber tatsächlich eine Nacktszene, einiges an Gewalt und Handlungen mehr. Daher ist die VHS von Ezber Video, auch für die Türken noch sehr interessant. 1975 lief der Film bereits in der Türkei an - 1977 in Frankreich. Pallardy hatte mindestens 110 Minuten Filmmaterial und entschied sich wohl auch einiges rauszunehmen. Bis zur Fertigstellung des Filmes, drehte Pallardy keinen anderen Film. Dannach ging es (leider) wieder freizügig weiter. 

 

 


Clint Eastwood muss den Film gesehen haben und dachte sich: Das kann ich auch! So in etwa stellt sich Pallardy das ganze vor. Denn 1993 erschien ein ähnlicher Film: Perfect World. Für Pallardy eine dreiste Kopie seines Werkes. Bis heute hat er noch daran zu knabbern...


 

Besonders überzeugend spielt hier Jess Hahn der mit seiner Sympathie das Herz des Kindes erobert. Oliver, das Kind, hatte nämlich keine richtige Kindheit. Zu oft war der Papa arbeiten und hat bis in die Nacht in seiner Firma geschuftet. Oliver darf nun bei seiner Entführung das erste mal Kind sein. Zusammen mit Jeff spielt er, baut er Hütten und lernt Dinge fürs Leben. Zu Ungunsten von Gino, Michael und Co... diese sehen nämlich diese Entwicklung gar nicht gern, schließlich ist Oliver ein Entführungsopfer. Dies eskaliert sogar soweit das sich Jess Hahn und Gordon Mitchel am Strand prügeln. Eine recht lange Prügelei der beiden die ein besonderes Highlight im Film ist. Das Ende ist dann sehr konsequent und hart zugleich. 

 


Fazit: Ein ganz besonderer Film! Obwohl auch eine türkische Produktion und beteilligung von Pallardy, sehen wir hier kein Trah, sondern eine wirklich tolle Geschichte und mitreißenden Elementen sowie spannungsgeladenen Szenen. Jean-Marie Pallardy mal nicht halbnackt in diversen Sexszenen zu sehen, sondern als ein Vater der zur Waffe greift um sich seinen Sohn zurückzuholen. Die Musik hat zum Teil Gänsehaut-Feeling und rundet diesen Film perfekt ab. Glanzkino aus der Ecke der unbekannten Filme.

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